Zum Welthundetag: ein Hoch auf unseren Hund

Vor ziemlich genau zwei Jahren sind wir sozusagen „auf den Hund gekommen“: Seitdem lebt Lilli bei uns, eine Königspudeldame aus dem Tierheim.

Lange haben die Kinder und ich immer wieder davon geträumt, einen Hund in unsere Familie aufzunehmen. Und lange überwogen die Argumente, die dagegen sprachen: mehr Arbeit, mehr Dreck und insbesondere: mehr Verpflichtungen. Ach ja, und dann ist da auch noch meine Tierhaar-Allergie, die von vornherein die meisten Hunderassen ausschloss. Und mein Mann, mit seinem stets gleichlautenden Mantra zum Thema: „Wenn ein Hund einzieht, ziehe ich aus“. Wobei ich diesen Spruch nie wirklich ernst genommen habe. Denn wer einmal nähere Bekanntschaft mit einem Hund geschlossen hat, muss Hunde einfach mögen – es sei denn, man hat etwas Traumatisches erlebt.

Ein Hund ist ein treuer Begleiter

Alleine, wenn ich an meine Pubertät zurückdenke: Wie oft fühlte ich mich von den Menschen um mich herum völlig unverstanden! Doch es gab einen, dem konnte ich alles erzählen, der hörte mir zu, schaute mir dabei tief in die Augen und vermittelte mir so, dass er alles verstehe: unser Hund. Wenn wir dann noch eine Runde miteinander drehten, sah die Welt danach oft schon wieder ganz anders aus.
Mensch und Hund können einen sehr engen Bezug zueinander haben – kein Wunder, dass Hunde die ersten domestizierten Tiere waren! Schon Jahrtausende vor der Sesshaftwerdung waren Hund treue Begleiter und Beschützer der umherziehenden Nomaden. Dieses Beschützer-Gen haben Hunde bis heute: Geht unsere ganze Familie spazieren, läuft Lilli am liebsten in der hinteren Reihe, um ihr „Rudel“ im Blick zu haben und um es gegebenenfalls zusammenhalten zu können.

Ein Hund ist eine wunderbare analoge Beschäftigung

Und wie kam nun trotz aller Gegenargumente ein Hund in unsere Familie? Den Ausschlag gab schließlich, dass ich für unseren Jüngsten eine sinnvolle und liebenswerte Beschäftigung jenseits der digitalen Welt der Spielekonsolen und Handys wollte. Und sobald unsere Tochter merkte, dass ich dem Thema Hund zugänglicher wurde, machte sie sich auf die Suche im Netz. Die Rahmenbedingungen waren, dass es wegen meiner Allergie ein Pudel oder ein Portugiesischer Wasserhund sein musste. Außerdem wollten wir einen Hund aus dem Tierheim haben, da es schon so viele Hunde gibt und Hunde als Fleischfresser negativ für die Klima-Bilanz sind. Letzteres Argument führte dazu, dass wir unseren eigenen Fleischkonsum deutlich eingeschränkt haben, seit Lilli bei uns lebt.

Wenn Träume wahr werden

Eigentlich dachten wir, dass es wohl nicht leicht sein würde, einen Hund nach unseren Vorgaben im Tierheim zu bekommen. Doch wider Erwarten wurde Miriam sehr schnell fündig. Sie vereinbarte einen Kennenlerntermin und bald schon war Lilli bei uns. Als ich sie das erste Mal sah, war mein erster Gedanke, wie groß sie doch war! Und dann hatte sie eine Schur mit dem typischen Pudelkrönchen. Naja, erst einmal gewöhnungsbedürftig (wir lassen sie inzwischen anders scheren). Und jetzt, wo sie da war, kamen bei mir natürlich die Zweifel: Wollte ich wirklich einen Hund? Schaffen wir das und helfen alle dazu? Oder bleibt am Schluss die Arbeit doch nur an mit hängen? Manchmal ist es schöner, von Dingen nur zu träumen, als diese Träume dann tatsächlich erfüllt zu bekommen! War das so eine Situation? Wie sich sehr bald herausstellte: nein!

Aller Anfang ist schwer

Manches war schwierig am Anfang: Bei den Vorbereitungen zum ersten Mal Gassigehen knurrte sie mich an. Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um ihr entschieden gegenüberzutreten und ihr das Halsband anzulegen. Doch von da an war das okay.
Lilli erschrak beim leisesten Geräusch, vor jedem Grashalm, der sich bewegte und wollte im Dunkeln das Haus nicht verlassen. Da brauchte es viel Geduld und gutes Zureden, doch dann hat sich das recht schnell gelegt. Miriam hat sich anfangs oft zu ihr gesetzt, hat ihr aus Büchern vorgelesen und sie dabei gekrault. Das machte Lilli bald zutraulich. Und wie schön war es doch, als sie damit anfing, wahre Freudentänze zu vollführen, wenn wir morgens die Treppe nach unten ins Erdgeschoss kamen, wo sie die Nacht zubrachte – Pudel können erstaunlich hoch springen! Wenn sie um ihre Fähigkeiten wüsste und sie wollte, könnte sie mit Anlauf locker über unseren Gartenzaun springen – zum Glück weiß sie nicht darum!

Hundemarotten und Menschenmarotten

Und wir wollten natürlich alles richtig machen. Was aber gar nicht geht. Weil: So ein Mensch hat seinen Kopf und so ein Pudel hat seinen eigenen Dickschädel. Und als Mensch will man ja eigentlich nicht streng sein, sondern versucht Erziehung erst einmal auf die kumpelhafte Tour. Ist ja auch bequemer, und Ausreden, um nicht konsequent sein zu müssen, finden sich immer … Geht aber nicht! So ein Hund braucht eine klare Ansage. In der Theorie weiß Mensch das ja auch. Aber in der Praxis … Da ist uns unsere Hundetrainerin, die liebe Rosa Huber, eine große Hilfe. Dank ihrer Erklärungen verstehen wir immer besser, was in unserem Hund, insbesondere in unserem PUDEL, so vor sich geht.

Unser Leben mit Hund heute

Manches ist bis heute schwierig: Regenschirme machen Lilli noch immer Angst – was mag sie da wohl erlebt haben? Auch Autofahren bleibt schwierig: Manchmal schaffen wir es, sie mit Globuli im Leberwurstbrot so zu sedieren, dass sie eine längere Strecke unbeschadet übersteht, manchmal kotzt sie schon nach 20 Kilometern. Viel einfacher ist es inzwischen, wenn sie zum Scheren muss: Früher saß sie wie ein Häufchen Elend auf meinem Schoß und die Hundefrisörin tat ihr Bestes, sie trotzdem überall geschoren zu bekommen. Ich war danach beinahe so voll mit schwarzem Fell, dass ich locker als Hund hätte durchgehen können. Seit Corona darf ich nicht mehr mit in den Hundesalon und muss Lilli dort abgeben – Gott sei Dank! Das klappt jetzt wunderbar.
Und auch wenn wir für Lilli mitdenken müssen wie für ein viertes Kind und manches dadurch umständlicher geworden ist: Wir möchten sie nicht mehr hergeben. Und mein Mann? Natürlich ist er nicht ausgezogen! Vielleicht ja auch gerade weil der Hund da ist …

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