Ignatius Taschner: Der rastlose Alleskönner

 

© Jexhof
Eine Skulptur aus Sandstein mit zwölf, flüchtig auf die Manschetten gezeichnete Skizzen während des Essens, Grafik, Kunsthandwerk und Architekturschmuck zwischen Neoklassizismus und Jugendstil – Ignatius Taschner war vielseitig wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit. Die aktuelle Winterausstellung am Jexhof widmet sich diesem zu Unrecht vergessenen Ausnahmetalent.

Ignatius Taschner wurde 1871 in Kissingen geboren. Kurz danach zog die Familie nach Lohr am Main. Schon früh half er dem kränkelnden Vater in seiner Steinmetzwerkstatt. Ein Zwerg aus Sandstein mit zwölf, der erste Grabstein mit vierzehn Jahren – bald  schon zeigte sich Taschners außergewöhnliches Talent. 1889 ging er mit einem Stipendium an die Kunstakademie in München.

Bitterste Not prägte das Leben von Ignatius Taschner bis 1897

Obwohl er bereits 1893 für seine „Büßende Magdalena“ den Bildhauerpreis der Akademie gewonnen hatte, war Taschners Zeit bis 1897 geprägt von größter Armut. Da erst gelang ihm der Durchbruch mit der Gestaltung eines Grabsteins für den Berliner Maler Karl Bennewitz von Loefen. Nun bekam er Aufträge für Glasfenster, Wandfriese und Architekturschmuck. Er schuf zahlreiche Skizzen, Zeichnungen, Grafiken. Er beteiligte sich an Ausstellungen der Münchner und Berliner Secession sowie der Pariser Weltausstellung.

Taschners Freundschaft mit Ludwig Thoma

1903 folgte er einem Ruf an die Kunst- und Gewerbeschule nach Breslau. Zu dieser Zeit begann seine Freundschaft mit Ludwig Thoma, dessen Bücher er fortan illustrierte. Er entwarf ihre beiden Häuser und die dazugehörige Innenausstattung.
Kennengelernt hatten sich die zwei bei den Vorbereitungen für den Münchner Fasching. Sie waren gern gesehene Gäste auf den Münchner Künstlerfesten wie der „Schwabinger Bauernkirta“, als deren „König“ der Publizist Wolf Ignatius Taschner einmal bezeichnet hatte. Taschner fertigte auch deren Einladungen und Festabzeichen an.

Auf Breslau folgte Berlin. Hier schmückte er Gebäude, Brücken und Brunnen mit seinen Plastiken. Zudem war er federführend an der Ausarbeitung des Tafelsilbers für den Kronprinzen beteiligt.
Ab 1908 pendelte Ignatius Taschner rastlos zwischen Berlin und seiner großzügigen Villa in Mitterndorf/Dachau. Oft saßen ihm die beiden Töchter Maja und Antonie („Wuschi“) und Ehefrau Helene Modell für seine Figuren. Sein ruheloses Leben forderte einen hohen Preis: Immer wieder kränkelnd starb er 1913 mit nur 42 Jahren an Herzversagen.
„Ich habe am lieben Ignatius Taschner einen Herzensfreund verloren, der mir mehr gewesen ist, als ich lange beschreiben kann“, trauerte Ludwig Thoma um diesen Ausnahmekünstler.

Ignatius Taschners Tochter „Wuschi“ verstarb als Hundertjährige im Landkreis Fürstenfeldbruck

Warum aber eine Ausstellung über Ignatius Taschner im Bauernhofmuseum Jexhof? Nun, zum einen finden sich in vielen seiner Werke Bezüge zum bäuerlichen Leben.  Und zum anderen verbrachte Taschners jüngere Tochter Antonie den Großteil ihres Lebens im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bis zu ihrem Tod mit hundert Jahren hat ihre Tochter Klara sie zu Hause gepflegt.
„Wuschi“ hatte mit gerade einmal 21 Jahren damit begonnen, das Werk ihres Vaters systematisch zu ordnen und zu katalogisieren. Eine Meisterleistung für eine junge Frau ihres Alters! Und ein Glücksfall für Taschners Nachlass – wurden doch viele andere Vermächtnisse zersplittert und verstreut oder gingen verloren!

Das Anliegen der neuen Ausstellung am Jexhof ist es, einen Eindruck von Taschners Vielseitigkeit und von seiner hohen Könnerschaft zu vermitteln. Wir sind dankbar dafür, dass uns seine Enkelin und sein Enkel mit ihren Leihgaben und Informationen so umfassend dabei unterstützt haben.

Begleitveranstaltungen zur Ausstellung:

Offene Führungen durch die Sonderausstellung
15.12.2019, 13.30 Uhr
5.1.2020, 13.30 Uhr
19.1.2020, 13.30 Uhr
9.2.2020, 13.30 Uhr
16.2.2020, 13.30 Uhr
Kosten: regulärer Museumseintritt

Am 22.12.2019 von 16 Uhr bis 17.30 Uhr: Ludwig Thoma, „Heilige Nacht“.
Thoma hatte diese Weihnachtslegende den beiden Taschnertöchtern gewidmet.
Kosten: 10 €, Kinder und Jugendliche 6 €
Keine Anmeldung erforderlich.

14.1.2020, 19 Uhr: Taschner und Thoma. Lesung aus dem Briefwechsel durch den Taschnerenkel Ignaz Fischer-Kerli und Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler. Mit musikalischer Begleitung.

11.2.2020, 19 Uhr: Ignatius Taschner, ein Künstlerleben. Vortrag über Leben und Werk von seinem Enkel Ignaz Fischer-Kerli.

21.2.2020, 19 Uhr: Bauernkirta. Ein zünftiger Faschingsball.

Nähere Informationen unter „Jexhof/Veranstaltungen“.

Öffentliche Beiträge:
Fürstenfeldbrucker Tagblatt
Süddeutsche Zeitung

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