Jedermann und Jedefrau wird früher oder später mit dem eigenen Tod konfrontiert. Da gibt es kein Entrinnen. Doch wie einen der Tod antrifft, das ist dann doch höchst individuell. Am Jexhof kann man derzeit miterleben, wie denkbar ungünstig Gevatter Tod bei „Jedermann“ aufschlägt.
„Jedermann“ ist viel zu sehr mit seinem Streben nach dem irdischen Glück beschäftigt, als dass er dem Tod gut gewappnet gegenüberstehen könnte. Seine Mutter, von bösen Vorahnungen geplagt, vertröstet er mit mehr Zuwendung und einem besseren Lebenswandel stets auf später. Seinen armen Nachbarn speist er mit einem dürftigen Almosen ab, einem Schuldknecht lässt er die volle Härte des Gesetzes spüren – allerdings nicht ohne sich dessen Familie zu erbarmen. Als bei einem seiner ausgiebigen Gelage der Tod nach Jedermann ruft, lassen ihn seine vermeintlich Vertrauten alle im Stich: seine Buhlschaft, sein bester Freund ‑ der ihm so nebenbei auch noch sein Gspusi ausspannt ‑, seine Verwandten und auch seine Knechte.
Nur die „Guten Werke“ würden Jedermann auf seinem letzten Gang unterstützen
Lediglich seine guten Werke wären dazu bereit, ihn bei seinem letzten Gang zu begleiten. Doch sie sind zu schwach, da Jedermann sie Zeit seines Lebens zu wenig genährt hat. Ihre Personifikation ruft Schwester „Glaube“ zu Hilfe. Dank seiner späten, aber aufrichtigen Reue und seinem Bekenntnis zum Glauben kann Jedermann schließlich geläutert sterben. Pech für den Teufel: Der hatte sich schon auf reiche Beute bei Jedermann gefreut. Dass er nun mit leeren Händen zurück in die Hölle muss, lässt ihn einen wahren Veitstanz auf der Bühne des Jexhofs aufführen.
Günter Mayr brilliert in seiner Rolle als Jedermann
Nach mehr als 100 Aufführungen brilliert Günther Mayr auch mit seinen mittlerweile 80 (!) Jahren nach wie vor als bairischer Jedermann. Die Rolle scheint ihm wie auf den Leib geschneidert zu sein. Sein Kollege Peter Seitz vom Philharmonischen Chor Fürstenfeld steht ihm in nichts nach. Einfach köstlich zu sehen, wie er den erbosten Teufel mimt. Und auch den übrigen SchauspierInnen sieht man ihre schiere Freude am Spiel an: Die hoch betagte Inge Köppl als Jedermanns Mutter, seine beiden Vettern, gespielt von Manfred Eichleiter und Gerd Kühne, die ihren Rollen mit ihrer Gestik und Mimik karikaturhafte Züge verleihen, Museumsleiter Reinhard Jakob als armer Nachbar und all die anderen. Sie alle tragen dazu bei, dass dieses bayrische Volksstück zu einem überzeugenden Gesamtkunstwerk wird.
Ob die Stimme Gottes oder den Teufel als Frau – es gäbe genügend Möglichkeiten, den Jedermann weiterzuentwickeln
Mit der Personifikation des Glaubens und Jedermanns Reue am Schluss kommt das alles natürlich schon etwas moralinsauer daher. Doch so sind sie halt, diese Volksstücke. Es ist stimmig inszeniert und das Ambiente des Jexhofs bietet die perfekte Kulisse für dieses bayrische Schauspiel.
Wollte man es weiterentwickeln, gäbe es hier natürlich allerhand Möglichkeiten. In Zeiten von Maria 2.0 könnte die Stimme Gottes ja durchaus von einem Mann, einer Frau und einem Kind im Wechsel oder gar gemeinsam als Chor gesprochen werden. Und analog dazu wären die Gnadenrollen von „Glaube“ und „Gute Werke“ ebenso in männlicher Besetzung denkbar wie der Teufel oder der Tod in einer weiblichen. ‑ Schließlich sagte Gott zu den Israeliten am Sinai schon vor mehreren tausend Jahren, dass sie sich kein Bild machen sollen …
Weitere Aufführungen:
Freitag, 19. Juli und Samstag, 20. Juli um 21 Uhr
Sonntag, 21. Juli um 19 Uhr
Der Theatersommer am Jexhof ist eine Veranstaltung des Fördervereins Bauernhofmuseum Jexhof e.V..