Stadt statt stadt oder statt statt stadt?

© Elisabeth Lang
Die Preisschilder am S-Bahnhof in Fürstenfeldbruck zeigen: Auch Zweizeiler brauchen ein Lektorat!

Am S-Bahnparkplatz in Fürstenfeldbruck finden sich zum Thema Parkgebühren an mehreren Stellen Preisschilder mit folgender Aufschrift:
Tag 1,50 €
stadt 2 €

Probleme mit der Rechtschreibung oder Absicht? Die Schreibung lässt jedenfalls ein eindeutiges Verstehen nicht zu.

Will die Bahn der Stadt durch diese Preisschilder Park-Kunden ablocken?

Eine denkbare Variante ist die, dass das Parken am S-Bahnparkplatz für einen Tag 1,50 Euro kostet, während man in der Stadt dafür 2 Euro berappen muss. Denkbar wäre also, dass die Bahn mit diesen Schildern Parkplatz-Kunden von der Stadt abwerben will. In diesem Falle würde die Bahn den Preis der Stadt um 50 Cent unterbieten, um ihr so Kunden abspenstig zu machen.
Und die Kleinschreibung des Substantivs Stadt? Ein Rechtschreibfehler? Oder steckt die Überlegung dahinter, die Konkurrenz durch eine absichtlich falsche Kleinschreibung auch optisch kleiner machen zu wollen?
Das wäre in zweifacher Hinsicht schlechter Stil: Zum einen, weil es kein feiner Zug ist, Mitanbieter herabzusetzen. Zum anderen, weil die Aussage des Schildes nicht eindeutig ist. Das aber sollten Schilder sein.

Die Variante mit dem fränkischen weichen und harten t

Oder: Die Aussage soll sein, dass man statt 2 Euro am Tag wie bisher nur noch 1,50 Euro fürs Parken auf dem Bahnparkplatz bezahlen muss. Das scheint mir die wahrscheinlichere zu sein. Auch hier stellt sich die Frage: Rechtschreibfehler oder Absicht?
Denn es könnte ja sein, dass die Preisschilder ein Franke entworfen hat. Und der wollte unbedingt ein fränkisches weiches d mit in den Text schmuggeln. – Schließlich kommt ja unser neuer Landesvater von dort. Und vielleicht ist das Ganze noch ein Relikt aus dessen Zeit als Heimatminister? Es wäre doch durchaus denkbar, dass dieser im Gegenzug zu seiner Behördenverlegung von München weg ins restliche Bayern auch fränkische Arbeitnehmer nach München verlagert hat.
Auch in diesem Falle lautet das Urteil: schlechter Stil, da verwirrend.

Vor der Rechtschreibung sind alle gleich

Und egal, ob Franke oder auch nicht: Vor der Rechtschreibung sind alle gleich. Ihre Regeln gelten für alle im Land. Auch für Franken und für die Bahn. Und ein Unternehmen von ihrer Größe sollte bei einem Textumfang von zwei Wörtern besser in ein Lektorat bzw. Korrektorat investieren, statt sich solche Peinlichkeiten zu leisten.

2 Gedanken zu „Stadt statt stadt oder statt statt stadt?

  1. „Vor der Rechtschreibung sind alle gleich“ dieser Satz gefällt mir am besten.
    Damit ist alles gesagt, eine Gesellschaft braucht verbindliche Regeln und Regeln für die Sprache gehören unbedingt dazu.
    Wenn man beginnt, Sprache wörtlich zu nehmen, dann öffnet sich eine faszinierende Welt und wir können gut die Weisheit in der Sprache entdecken.
    Ob es in diesem Fall Weisheit ist ….? Zumindest ist es ein Wachrüttler. Man stolpert quasi beim Lesen, man schmunzelt oder ärgert sich, aber egal ist es nicht!

    1. Dass sich durch Sprache faszinierende Welten öffen, das ist eine wunderbare Formulierung, vielen Dank dafür! Und: Ja, die traurigen Konsequenzen, die es hat, wenn sich Menschen nicht an Regeln halten, erfahren wir täglich durch die Medien.

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