Das Eichhörnchen-Syndrom

© Elisabeth Lang

Neulich hat bei uns das Eichhörnchen-Syndrom zugeschlagen. Ein Phänomen, mit dem es vermutlich zahlreiche Eltern von Jugendlichen zu tun bekommen.
Denn anscheinend gibt es im Leben der meisten Heranwachsenden eine Zeit, in der sie im wahrsten Sinne des Wortes unersättlich sind. Was für die treusorgenden Eltern in puncto Futterbeschaffungsmaßnahmen eine echte logistische Herausforderung bedeutet. Insbesondere dann, wenn man mehrere Kinder gleichzeitig in dieser Phase hat, die durchaus mehrere Jahre andauern kann.

Von der Kühlkombi ins Paralleluniversum der Naschkatzen

Da meine ich, unseren Kühlschrank so gut bestückt zu haben, dass ich die nächsten Tage bestimmt nicht mehr einkaufen muss. Aber weit gefehlt! Schon am darauffolgenden Morgen ist entweder die Milch alle oder von der Hackfleischsoße übersteht bloß ein so kläglicher Rest das Entern des Kühlschranks, dass er gerade noch für den Zwergpinscher der Nachbarn reichen würde. Lediglich so ganz besondere Spezialitäten wie Fenchelauflauf haben den Weg aus unserer Kühlkombi ins Paralleluniversum der Naschkatzen noch nicht gefunden.
Absperren wäre also vermutlich das einzig wirksame Mittel, die feindlichen Übergriffe zu stoppen. Aber eine Eisenkette samt Schloss am Kühlschrank wäre weder ästhetisch noch moralisch vertretbar und außerdem unpraktisch.

Das Eichhörnchen-Syndrom also

Besser handhaben lässt sich das mit Lebensmitteln und Naschsachen, die keiner Kühlung bedürfen. In diesem Punkt bin ich mittlerweile zum Eichhörnchen mutiert: Ich verstecke die Sachen so, dass sie zumindest vorübergehend unentdeckt bleiben. Doch anscheinend haben Teenager einen siebten Sinn für geheime Orte! Deshalb sind meine Verstecke inzwischen so ausgefuchst, dass ich sie manchmal selbst nicht mehr finde – meine Kinder aber entdecken sie schon. Oder ich vergesse gar, dass ich ja noch was versteckt habe. Das Eichhörnchen-Syndrom also.

Und das hätte uns letztes Jahr beinahe um unsere Weihnachtsplätzchen gebracht: Die Plätzchendosen hatte ich nämlich in der Kiste mit dem Plastikabfall versteckt. Was ich nicht wusste: Mein Mann machte sich vor den Feiertagen noch auf den Weg zum Wertstoffhof, um den Müll wegzubringen ‑ und staunte nicht schlecht, als er unter all dem Plastikkram Blechdosen fand. Als die auch noch schwer waren und klapperten, wurde er zum Glück hellhörig. Neugierig öffnete er eine der Dosen: Und der wunderbare Duft von Vanillekipferln stieg ihm in die Nase! Ihm haben wir es also zu verdanken, dass wir Weihnachten nicht ohne Plätzchen feiern mussten.

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