Zwölf Monate ­– Zwölf Namen: Ze’ev Friedman

Zwölf Monate – Zwölf Namen: Ze’ev Friedman
Die Aktion Zwölf Monate – Zwölf Namen erinnert an die zwölf Opfer des Münchner Olympia-Attentats vor 50 Jahren. Jeder Monat des Jahres 2022 ist dem Gedenken eines Ermordeten gewidmet. Im März stellen wir am Jexhof den Gewichtheber Ze’ev Friedman mit einer Ausstellung im Außenbereich des Museums vor.

Am 26. August 1972 begannen die XX. Olympischen Sommerspiele als „Heitere Spiele von München“. Nichts sollte an die martialischen Spiele in Berlin 1936 erinnern. Die Architektur sollte ein Gefühl von Leichtigkeit vermitteln. Und so wirken aus der Vogelperspektive oder vom Dachauer Schlossberg aus die Zeltdächer auf dem Olympia-Gelände wie Spinnennetze im Morgentau. Otl Aicher designte alles auf dem Gelände bis ins kleinste Detail unter dem Gebot der Heiterkeit. Das reichte von seinen reduzierten Piktogrammen, die bis heute stilbildend sind, bis hin zu einer hellen, fröhlichen Farbgebung, die sogar die Kleidung der Hostessen und der Ordnungskräfte einbezog. Selbst die Uniform der Polizisten war in dem Blau des bayerischen Himmels mit dem Weiß der dazugehörigen Wolken auf Schirmmütze und Hemd gehalten.

Der Traum von Unbeschwertheit endete in einem Alptraum

Dem Wunsch nach Heiterkeit wurden auch die Sicherheitsvorkehrungen untergeordnet: Die lässig gekleideten Polizisten waren unbewaffnet und es gab nur einen zwei Meter hohen Zaun zu Olympia-Gelände und Olympischem Dorf. So war es für die Sportlerinnen und Sportler ein Leichtes, das Gelände nachts heimlich zu verlassen oder unbemerkt Freunde mitzubringen – eine enorme Sicherheitslücke!

Diese Sicherheitslücke nutzten palästinensische Terroristen in der Nacht vom 5. September. In Trainingsanzüge verkleidet und ihre Kalaschnikovs in Sporttaschen versteckt, konnten sie den Zaun mühelos überklettern und ins Olympische Dorf eindringen. In einem Appartement der israelischen Olympia-Delegation nahmen sie mehrere Geiseln. Mit dieser Aktion wollten sie über 230 in Israel inhaftierte palästinensische Terroristinnen und Terroristen freipressen. Zwei der elf Geiseln erschossen sie schon in München. Neun weitere und ein deutscher Polizist wurden bei dem missglückten Befreiungsversuch im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ermordet. Auf eine detaillierte Schilderung der Ereignisse möchte ich hier verzichten. Wer mehr dazu verfahren möchte, dem empfehle ich den Film Ein Tag im September, den wir am 9. März in Kooperation mit dem Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck zeigen.

Olympiastadion München – so leicht wie ein Spinnennetz im Morgentau

Zwölf Monate – Zwölf Namen: Ze’ev Friedman

Zum Gedenken an die elf ermordeten Israelis und den getöteten deutschen Polizisten haben das Jüdische Museum München, das NS-Dokumentationszentrum und das Generalkonsulat des Staates Israel in München in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck und weiteren Partnern die Reihe Zwölf Monate – Zwölf Namen konzipiert. Die Aktion wurde im Januar mit einer Installation für den ursprünglich aus den USA stammenden David Berger eröffnet. Im Februar gedachte die Polizei München und die Polizeifachhochschule Fürstenfeldbruck ihrem getöteten Kollegen Anton Fliegerbauer. Im März erinnern wir am Jexhof an Ze’ev Friedman.

Im Hintergrund sind mehrere Flaggen aufgestellt, u.a. die Neuseeländische.
Ze’ev Friedman in Norwegen, 1967/1968

Friedman war der Sohn polnischer Shoa-Überlebender, die 1960 nach Israel ausgewandert waren. Er hatte schon mehrere Preise im Turnen gewonnen, bevor der zu den Gewichthebern wechselte. Als jahrelanger israelischer Meister in der Bantam-Gewichtsklasse galt er bei den Olympischen Spielen 1972 als große Medaillenhoffnung. Die Olympischen Spiele sollten der Höhepunkt und das Ende seiner Profikarriere werden. Bei den Wettkämpfen belegte er den zwölften Platz.

Eigentlich wohnte Ze’ev Friedman in einem anderen Zimmer im Olympischen Dorf. Doch er schlief in dem überfallenen Appartement bei seinen Mannschaftskollegen auf dem Boden, weil er für Mark Slavin übersetzte: Der 18-jährige Ringer war erst kurz vor der Olympiade aus Russland zugewandert und sprach noch nicht Hebräisch. Ze‘ev überließ sein Zimmer einem amerikanischen Freund, der extra angereist war, um Ze’ev bei seinen Wettkämpfen zuzusehen, und seiner Schwester.  So wurde auch Ze‘ev Friedman von den palästinensischen Terroristen als Geisel genommen und getötet.

Zwölf Monate – Zwölf Namen: Ze’ev Friedman, Ausstellung am Jexhof

In einer Außenausstellung am Jexhof wird Ze’ev Friedmans Lebensgeschichte erzählt. So können sich Interessierte unabhängig von den Museumsöffnungszeiten mit ihm beschäftigen. Weitere Informationen über Ze’ev Friedman finden Sie in meinem Beitrag für den Blog des Jüdischen Museums München.

 

 

 

 

 

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