Müllvermeidung: Müll oder Nicht-Müll, das ist hier die Frage

Müllvermeidung ist DAS Gebot der Stunde. Gebot Nummer 2 ist, bereits entstandenen Müll zu recyclen. Wem das zu einfach ist, der kann alternativ dazu auf Gebot Nummer 2a ausweichen und seinen Müll upcyclen. Hier reicht die Spannweite von profanen Gebrauchsgegenständen bis hin zu konzeptionellen Kunstwerken.

Solche waren neulich im Haus der Kunst zu sehen: Arbeiten des ghanesischen Künstlers El Anatsui. Der gestaltet bevorzugt aus Flaschenverschlüssen monumentale Kunstwerke. Sein eigener Müll reicht ihm hierfür längst nicht mehr aus, er muss zukaufen. Sollte er mal von Aluverschlüssen auf Plastikbecher umsteigen wollen, wüsste ich eine zuverlässige Materialquelle für ihn auf Kreta.

Da nämlich verbrachten wir vor nicht allzu langer Zeit unseren Urlaub in einer Hotelanlage. Dass außer uns auch noch jede Menge anderer Touristen da sein würden, war uns natürlich schon klar. Das haben so Hotelanlagen mit allem Pipapo in Feriengebieten nun mal so an sich. So manches kam dann aber doch überraschend. Leider nicht im positiven Sinne. Dass es der gemeine Südländer an sich nicht so genau nimmt mit der Müllvermeidung wie wir Müll-Trenn-Weltmeister in Deutschland, ist ja allgemein bekannt. Eine dermaßen geballte Ladung an Plastikbechern und Wegwerfgeschirr alleine in dieser Anlage hat uns dann aber doch sprachlos gemacht.

Müllvermeidung an der Poolbar ist machbar

Denn: Wie kann es sein, dass an der Poolbar jedes Getränk im Plastikbecher ausgeschenkt wird?! Wie viele Becher das pro Person und Tag sind, mag ich mir lieber gar nicht erst vorstellen. Also hatten wir uns schleunigst vorgenommen, unsere benutzten Becher öfter zu verwenden.  – Das Problem an der Sache war allerdings die menschliche Vergesslichkeit gepaart mit der menschlichen Trägheit. So kam es, dass ich nicht immer, wenn ich am Pool war und was trinken wollte, auch meinen Plastikbecher bei mir hatte. Und ich war dann, ich geb’s ja zu, mitunter zu faul, erst zurück zum Zimmer zu laufen, um meinen Ethikbecher zu holen. Die Folge war: Neuer Becher, den ich dann für ein weiteres Mal verwenden brav mit aufs Zimmer nahm. Nun ja, der Stapel mit den abermals verwendbaren Bechern auf dem Nachttischchen wuchs dann schnell an. Wären wir so lange geblieben, bis ich sie alle brav weggetrunken hätte, hätten wir wohl überwintern müssen. Wollten wir aber nicht.

Der Gipfel dieses Plastikwahns war, dass uns abends an der Poolbar sogar der Wein im Plastikbecher ausgeschenkt wurde. Leicht benebelt, ich weiß nicht so recht, ob vom Wein oder vom Schock über dieses ungebührliche Verhalten gegenüber dem edlen Traubensafte, hielten wir dem Barmann bei der nächsten Order brav unsere ach so besonderen Weinpokale zum Nachschenken hin. Und der machte was? Er warf die Becher in den Müll und schenkte uns den Wein in neue Plastikbecher. Oh! Müllvermeidung sieht anders aus … Hier besteht dringender Handlungsbedarf!

Müllvermeidung – aber wie?

Die Möglichkeit, all diese Plastikbecher El Anatsui für ein Kunstwerk von noch nie dagewesener Größe zur Verfügung zu stellen, würde sicher dem eingangs erwähnten Gebot Nummer 2a entsprechen. Unsere ursprüngliche Idee, das Aus-der-hohlen-Hand-Trinken als neuen Trend in Urlaubanlagen zu initiieren, ginge wohl analog zum Gebot Nummer 2 durch. Dem wahren Prinzip der Müllvermeidung käme es jedoch am nächsten, ganz auf Urlaube dieser Art zu verzichten.

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