Über die Feinheiten dialektaler Ausdrucksweisen

 
Neulich auf dem Brucker Volksfest hatte ich mal wieder die Gelegenheit, mir Gedanken zu machen über sprachliche Feinheiten dialektaler Ausdrucksweisen. Die unterscheiden sich ja manchmal schon im Umkreis weniger Kilometer. Dann wieder gibt es Begriffe, die in Fürstenfeldbruck und in Neumarkt in der schönen Oberpfalz gleich verwendet werden. Zu ihnen gehört beispielsweise das Wort Volksfest.

Also gibt es zum Wort Volksfest unter dem Aspekt dialektaler Ausdrucksweisen auch nicht viel zu sagen. Zumal ein Volksfest vom Prinzip her ja auch in beiden Städten vergleichbar abläuft. ‑ Obgleich das Neumarkter Juravolksfest größer ist als das Brucker und das Bier dort weniger kostet als im Dunstkreis der Landeshauptstadt.

Doch Unterschiede in der dialektalen Ausdrucksweise gibt es allemal, auch bei Begegnungen auf dem Volksfest. So begrüßte mich neulich auf dem Brucker Volksfest ein Bekannter, den ich schon lange nicht mehr getroffen hatte, mit: „Ja da schau her, d’ Lisa! Dich hab i ja scho lang nimmer g’seng!“ Der Ausdruck seines Erstaunens fand sich im „Ja da schau her!“
Eine ähnliche Situation hatte ich vergangenes Jahr auch auf dem Neumarkter Volksfest. Sprachlich manifestierte sich das dann so: „Ja varäk! Des is‘ doch d’ Lisa! Ja mi‘ läkst am Oasch! Dii howe o schou lang nimmer g’säng!“

Die Nuancen in der Verwendung dialektaler Ausdrucksweisen machen Sprache interessant

Ich will jetzt gar nicht auf die unterschiedliche Artikulation der Vokale hinaus. Wie sich das im oberpfälzer Idiom anhören kann, führt ja die Altneihauser Feierwehrkapell’n bei der Fastnacht in Franken jedes Jahr hinlänglich vor.
Vielmehr geht es mir um diesen super Superlativ „Ja mi läkst am Oasch!“ Mehr geht auf Oberpfälzisch einfach nicht an Ausdruck der Verwunderung. Das „Ja varäk!“, vergleichbar mit dem Fürstenfeldbrucker „Ja da schau her!“, ist hier nur eine Hinführung zum sprachlichen Höhepunkt des Überraschtseins. In der Höchstform der Steigerung ist das A…-Wort demnach unabkömmlich, während man im Komparativ noch geflissentlich darauf verzichtet. Da heißt es lediglich „O läk!“ oder ‑ in der etwas vornehmer anmutenden italienisch angehauchten Variante: „O läko mio!“ Eine neutrale Grundform gibt es hier, glaub ich, nicht. Wäre ja auch unlogisch: Erstaunen ist nie neutral, sondern vielmehr an sich schon gefühlsmäßig gesteigert.

Die dialektale Ausdrucksweise der Oberpfälzer bleibt also auch bei emotionaler Betroffenheit bodenständig-rustikal. Wo hingegen sich die benachbarten Mittelfranken in solchen Fällen von ihrer Erdenschwere lösen, abheben und zu frömmeln beginnen. „Allmääächd!“, rufen sie nämlich und hoffen auf überirdischen Beistand. ‑
So ein Vergleich religiös angehauchter Begriffe wäre natürlich auch interessant. Doch das wäre dann schon wieder ein anderes Kapitel aus dem dialektalen Sprachlabor.

 

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