Ludovika – unglückliche Ehefrau, glückliche Mutter

© August Dreesbach Verlag
Neulich stellte Christian Sepp sein neues Buch über Ludovika, die Mutter von Kaiserin Sisi, in Fürstenfeldbruck vor. Nach der großartigen Resonanz auf seinen Vortrag vor zwei Jahren hatte der Historische Verein den Historiker und Autor erneut eingeladen.

Bei seinem ersten Besuch in Fürstenfeldbruck hatte Christian Sepp über Herzogin Sophie Charlotte in Bayern, Sisis jüngere Schwester, referiert. Durch seine Arbeit am Buch über ihr Leben ist er auf deren Mutter Ludovika aufmerksam geworden.

Zwar war Ludovika das fünfte Kind des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph und dessen zweiter Ehefrau Caroline und zudem Kaiserinnenmutter. Auch sind nach ihr in München die Luisenstraße und das Luisengymnasium benannt – in der Familie wurde sie nur Luise gerufen. – Die Quellenlage über sie ist dennoch recht dürftig.

Ludovika und Max – Heirat wider Willen

Fest steht trotzdem, dass das Bild, das Ernst Marischka in seinen Sissi-Filmen aus den 1950er-Jahren von ihr und ihrem Ehemann entworfen hat, nicht haltbar ist. So wird Herzog Max in Bayern in den Filmen als warmherziger Ehemann und rührseliger Familienvater dargestellt. In der Realität jedoch war der „Zither-Maxl“, wie er wegen seiner Begeisterung für dieses Instrument auch genannt wurde, ein extravaganter Sonderling. In München unterhielt er mit seiner Geliebten und den gemeinsamen Kindern eine Art Parallelfamilie. Das wiederum muss nicht weiter verwundern, waren er und Ludovika doch gegen ihren Willen miteinander verlobt worden.

Ludovikas großes Lebensdrama: ihre unglückliche Liebe zu einem portugiesischen Prinzen

So hatte sich Ludovika mit 16 Jahren bei einem Besuch in Wien in Don Miguel de Braganza verliebt. Der portugiesische Prinz lebte hier nach einem gescheiterten Putschversuch gegen den eigenen Vater (!) im Exil. Eine Aussicht auf Thronerbe bestand demnach nicht. Deshalb erschien den Wittelsbachern eine Ehe zwischen ihm und Ludovika als unvorteilhaft.
Umso größer war das Drama, das sich fünf Tage nach Ludovikas Hochzeit mit Max hinter ihrem Rücken abspielte: Da nämlich erreichte ein Brief des Portugiesischen Hofes Ludovikas Mutter. Er erhielt die Nachricht, dass Don Miguel nun doch König von Portugal sei. Und aufgrund der veränderten Situation hielt Don Miguel erneut um die Hand von Ludovika bei ihrer Mutter an! – Ludovika selbst erfuhr erst Jahre später davon.

Zwar war Ludovikas Ehe von Beginn an unglücklich. Doch die gern kolportierte Geschichte, sie habe beim Werfen ihres Brautstraußes einen Fluch über diese Verbindung ausgestoßen, ist nicht haltbar. Umso erstaunlicher ist, dass aus dieser unglücklichen Liaison zehn Kinder hervorgingen, von denen acht das Säuglingsalter überlebten.

Ludovika und ihre Kinder: Idylle am Starnberger See

So lange es das Wetter zuließ, lebte Ludovika mit den Kindern in Possenhofen. Hier konnten sie ein ungestörtes, idyllisch anmutendes Leben führen, abseits der Münchner Hofetikette.
Diese Ruhe fand allerdings ihr Ende, als Sisi Kaiserin von Österreich wurde. Von nun an pilgerten ihre Fans nach Possenhofen, um einen Blick auf das Kindheitsidyll der Kaiserin werfen zu können.

Immer wieder werden Ludovika ehrgeizige Heiratspläne für ihre Kinder nachgesagt. Doch Christian Sepp konnte durch sein Studium von Ludovikas Korrespondenz nachweisen, dass sie von Anfang an Bedenken gegen Sisis Heirat mit dem Österreichischen Kaiser hatte. So äußerte sie einer Freundin gegenüber ihre Sorge, dass die allzu junge Sisi den Aufgaben einer Kaiserin nicht gewachsen sei. – Sisis rastloses Reisen und ihre Extravaganzen bestätigten Ludovikas Vorahnungen.

Bis zum Schluss hielt sie zu ihren krisengebeutelten Kindern. Als sie im Januar 1892 als älteste Wittelsbacherin mit 83 Jahren starb, trauerten sie alle um ihre geliebte „Mimi“.

Christian Sepp ist auch diesmal wieder ein kurzweiliger Vortrag gelungen. Und auch sein Buch ist unterhaltsam zu lesen, die geschichtlichen Zusammenhänge sind gut verständlich dargestellt. Wer sich für Frauenschicksale und die Geschichte des 19. Jahrhunderts interessiert, dem sei „Ludovika“ wärmstens empfohlen.

Christian Sepp: Ludovika. Sisis Mutter und ihr Jahrhundert. August Dreesbach Verlag, München 2019. Geb. 36,- EUR.
http://www.augustdreesbachverlag.de/

In Fürstenfeldbruck zu beziehen über:
• Klosterladen Fürstenfeld
• http://www.lichtblick-oase.de
• http://treffpunkt-wagner.de/ffb

Einen Blogbeitrag über Sophie Charlotte in Bayern finden Sie unter: Sophie Charlotte in Bayern: gefangen im adeligen Käfig.

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