All-inclusive

© Elisabeth Lang

Tapetenwechsel von Fürstenfeldbruck nach Kreta mit drei halb bis voll ausgewachsenen Kindern. Da drängte sich uns ein Angebot mit All-inclusive nahezu auf. Daraus wurde dann ein im wahrsten Wortsinne wirklich einmaliges Experiment …

Klang auch wirklich gut im Reisebüro: Dreimal am Tag Essen ohne Grenzen und Snacks zwischendurch. Also echt genug zum Sattwerden. Sogar für Teenager. Und ich muss mir zehn Tage lang keine Gedanken darüber machen, was ich kochen soll. Dazu trinken, wann immer man Durst hat oder auch nicht. Was will man mehr! Und ich muss auch nicht putzen und Betten machen. Nur gelegentlich Ordnung in die gefühlt mindestens zehn Paar Schuhe bringen, ohne die ich einfach nicht verreisen kann. Das klingt überschaubar.

All-inclusive – eine wahre Wundertüte

Vor Ort stellte sich dann heraus, dass in unserem Buchungspaket mehr all-inclusive war, als wir uns vorgestellt hatten: Bespaßung von früh bis spät, von Morgengymnastik über Dart- und Beachvolleyballturnier am Vormittag über Wellness und Bingo am Nachmittag bis hin zur Schlagerparade und Disco bis spät in die Nacht. Und wem das noch nicht reichte, der konnte sich ein extragünstiges Ausflugspaket dazubuchen.

Die Angebotspalette reichte von den gängigen Bootstrips bis hin zu Ausflügen in die Kretischen Berge, wo man neben all den Sehenswürdigkeiten auch noch ein typisches Mittagessen in einem ganz ursprünglichen kleinen Lokal einnehmen konnte, wo die Mama all die verwendeten Lebensmittel noch selbst in ihrem idyllischen Garten anbaut und die kretische Oma, die wegen des gesunden Olivenöls ja sowieso 100 Jahre alt wird, am Holzofenofen steht und kocht, alles liebevoll von Hand zubereitet. Und wer möchte, kann von dem verwendeten Extra-virgine-Olivenöl aus dem eigenen Olivenhain, garantiert ohne Zusatzstoffe und voll aromatisch, gerne das eine oder andere Fläschchen als Souvenir für zu Hause kaufen. – Hallo? Hieß so was früher nicht einfach nur Kaffeefahrt? Die kostete dann aber, glaube ich, weniger, und man hatte nicht das Problem mit dem Reisegepäck.

Ebenfalls all-inclusive: Musik an allen Orten

Dem konnte man sich jedoch mühelos entziehen, indem man diese Angebote einfach nicht wahrnahm. Kaum möglich war dies allerdings bei der Lärmsoße, mit der alles übergossen wurde: Die musikfreien Zonen waren äußerst rar. Am großen Pool: Musik, die zur reinen Lärmbelästigung anschwoll, wenn es gegen Mittag Wassergymnastik gab. Auf der Toilette am Pool: Musik. In den Läden: Musik. Am Billardtisch: Musik. An jeder Bar: Musik. Bei jedem Essen im Speisesaal: Musik. Immer dieselbe CD mit Kaufhausmusik morgens, mittags und abends. – Abends gelegentlich eine Liveband, die vermutlich die CD eingespielt hatte. Die Musik klang jedenfalls identisch, nur lauter. Entkommen konnte man dem nur, indem man draußen aß. Was bei gelegentlich erhöhter Windstärke zu einem sportlichen Unterfangen werden konnte, weil man dann entweder der Serviette oder den Salatblättern hinterherrennen musste. Und was taten unsere Kinder, wenn wir in unseren Zimmern Pause machten: Handy an, Ohrenstöpsel rein und: Musik hören.

Wir haben uns dann ein Auto gemietet und sind damit auf eigenen Faust zu den Ausgrabungsstätten gefahren. Logisch: Freikilometer, Serpentinen, von denen es der Hälfte der Wagenbesatzung speiübel wurde, und motzende Kinder, die diesem alten Steinzeug nicht wirklich was abgewinnen konnten, waren auch hier all-inclusive.

 

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