„Sie fliegen nach bella Italia! Va bene! Da gebe ich Ihnen zwei Plätze beim Notausgang, die sind bequemer, da haben Sie mehr Beinfreiheit. Einer davon ist ein Fensterplatz!“ Frisch und munter, mit einer unglaublich guten Laune für diese Tageszeit, übergab uns die freundliche Mitarbeiterin der Fluggesellschaft unsere Boarding-Cards.
La bella Italia – ein ferner Traum?
Und da sitz ich nun also im Flugzeug: Völlig übernächtigt, weil der Flug schon so früh losgeht, weshalb wir schon vor Stunden mit der letzten S-Bahn aus Fürstenfeldbruck hier angelandet waren, und glotze mit starrem Blick durch das regengesprenkelte Fenster. Dass ich so viel Platz für meine Beine habe, ist echt Luxus und ich freu mich über den guten Start unserer Reise. –
Bis Platz drei neben meinem Mann besetzt wird: Ein Schwergewichtsriese mit braunem Dreitagebart und Stoppelkopf lässt sich völlig außer Atem auf seinen Sitz plumpsen. Sein Knödelfriedhof wölbt sich halbmondförmig über den Hosenbund. Sein weißes Poloshirt ist dieser Ausbuchtung nicht ganz gewachsen und gibt unfreiwillig einen Blick frei auf eine Unterbauchbehaarung, deren Schwarz im argen Kontrast steht zur darunterliegenden Käsehaut. Naja. Kein schöner Anblick. Aber ich kann ja wegschauen.
Viel schlimmer ist jedoch etwas anderes und da gibt es kein Entrinnen: ER STINKT! Vermutlich hat er sich gestern Abend mit einer Pizza mit ganz viel aglio, olio e cippole auf seinen Sizilienurlaub vorbereitet, dazu nochmal reichlich birra genossen, weil das in bella Italia so teuer ist, und hat sein Menü turistico dann mit einer erquicklichen Menge Grappa abgerundet. Duschen war dann wohl nicht mehr angesagt und so vermischen sich nun die Essensausdünstungen des Vortags mit dem Schweiß, welcher der Hektik des frühen Aufbruchs geschuldet ist.
Da hilft mir nun auch mein Fensterplatz nichts, weil sich das ja aus gutem Grund im Flugzeug nicht öffnen lässt. Auch ausnahmsweise nicht. Schade eigentlich! Denn wie soll das zwei Stunden lang gut gehen? Und vor allem: Wie soll mein Mann das schaffen? Er sitzt ja noch als Puffer zwischen No. 3 und mir, bekommt also die volle Ladung ab.
Der frühe Flug erweist sich nun als Glücksfall für uns: Schon bald schläft Knödelbauch ein. Und je weniger er sich bewegt, desto weniger dünstet er aus. Erst beim Aufwachen, beim Anlegen des Sitzgurts für die Landung lässt sein reichlich ausgebrütetes Konzentrat an warmen Achselschweiß auch uns unsanft aus unseren Träumen hochschrecken. Und so holt uns die Realität zurück auf den Sitzplatz unseres Charterflugs. Doch ein baldiges Ende ist in Sicht. – Und wer weiß schon, welche Gerüche uns am Schlot des Ätna erwarten!