Kleidung, Tracht und Gwand

© Jexhof

Nicht nur Tracht: Das Bauernhofmuseum Jexhof im Landkreis Fürstenfeldbruck zeigt Kleidungsstücke, die von 1850 bis 1950 im Brucker Land getragen wurden. Ausgestellt werden aber neben Lederhose, Dirndl und Bänderhaube auch Schuhe, Braut- und Bademoden aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Unterkleidung, Handtaschen, Schmuck und vieles mehr.

Tracht kommt von tragen

Wenn man es genau nimmt mit der Wortbedeutung, leitet sich Tracht aus dem Althochdeutschen traht(a), „das, was getragen wird“, ab und wurde ursprünglich ganz allgemein für Kleidung verwendet. – So gesehen ist jedes Gwand ein Trachtengwand.
Erst seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich daraus die Bezeichnung für die traditionelle Kleiderordnung einer Region, eines Standes oder eines Berufes. Im Laufe der Zeit konnte man sogar die katholische und die evangelische Bevölkerung einer Gegend anhand ihrer Kleidung unterscheiden.

Und auch das bäuerliche Gwand hat sich mit den Jahren verändert und war geprägt vom jeweiligen Zeitgeschmack. Es nahm die Modetrends der Herrscherhöfe und zunehmend des städtischen Bürgertums auf, wenngleich mit mehrjähriger Verzögerung.

Die Suche nach passenden Schürzen für die Museumspädagogen hat laut Museumsleiter Dr. Reinhard Jakob den Impuls für die Ausstellung gegeben. Bei der Durchsicht historischer Fotos war ihm aufgefallen, dass sich die Bauersfamilien bevorzugt in städtisch geprägter Sonntagskleidung fotografieren ließen. Dieses Feiertagsgewand unterscheidet sich jedoch deutlich von dem, was man sich heutzutage unter einer klassischen bayerischen Tracht vorstellt.

Kleidung als sichtbar gemachte Sprache

Den Titel der Ausstellung „Kleider machen Leute“ erklärt Dr. Jakob damit, dass auch Kleidung eine Art Sprache sei. Denn mit ihr könne man versuchen, sein Herkommen und seinen sozialen Stand auszudrücken. – Dass dies auch Fehlinterpretationen zulässt, macht beispielsweise Gottfried Kellers Novelle „Kleider machen Leute“ deutlich. In dieser Geschichte wird ein Schneidergeselle wegen seiner Kleidung für einen polnischen Grafen gehalten.

Was die Ausstellung nun zeigt, sind teils historische Gewänder und Aufnahmen aus dem Museumsfundus, teils Leihgaben der Bevölkerung aus dem Brucker Land. Denn die Museumsleitung hatte in einem Aufruf um Kleidungs- und Schmuckstücke aus der Region Fürstenfeldbruck gebeten.
Den Anfang macht die Darstellung einer keltischen Tracht, gefolgt von verschiedenen Votivbildern, welche die Bittsteller in dem Gewand ihrer Zeit zeigen. Die Ausstellungslinie führt weiter von einer traditionellen Dachauer Tracht und wertvoller städtischer Kleidung zu Schuhmoden der 1850er- bis 1950er-Jahre. Dem schließen sich Arbeitskleidung, Abendmoden und andere Teilbereiche an.  

Noch bis zum 5. November  kann man diese  sehenswerte und kurzweilige „Gwand-Schau“  besuchen. Passend zum Thema feiert der Jexhof sein dreißigjähriges Bestehen am 30. Juni mit einer historischen Modenschau.

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