Unsere S-Bahn: ein Hauch von Afrika

© Elisabeth Lang

Neulich gab die S-Bahn München bekannt, dass sie mit ihrer Pünktlichkeit im letzten Jahr recht zufrieden sei. Was mich mehr als ein wenig irritierte. Denn ich hatte mehr als eine Verspätungsepisode erlebt, ja sogar den Totalausfall.
So sind an einem lauen Sommerabend meine halbwüchsige Tochter und ich mit der S-Bahn von Fürstenfeldbruck nach München gefahren. Dort haben wir uns mit meiner Freundin und deren halbwüchsigen Tochter auf einen netten Abend getroffen. Der war  wirklich perfekt. Blöd nur, dass wir danach wieder zurückfahren mussten. Die Heimfahrt nämlich war alles andere als perfekt.

Das Dilemma kündigte sich in Form einer freundlich ruhigen Lautsprecherdurchsage am Marienplatz an: Wegen einer Oberleitungsstörung am Isartor würde bis auf Weiteres keine S-Bahn mehr fahren, die Fahrgäste sollten bitte auf andere öffentliche Verkehrsmittel ausweichen. Naja, für Münchner ein durchaus akzeptabler Vorschlag. Für so bedauernswerte Landeier aus Fürstenfeldbruck wie uns aber gar nicht brauchbar.

Verspätungs- und chaoserfahren, wie ich es als überzeugte Bahnfahrerin inzwischen bin, machten wir uns auf den Weg zum Hauptbahnhof, um mit einem Zug nach Pasing zu fahren und dort in eine S4 umzusteigen. Am Bahnhof angekommen ließen wir uns hoffnungsfroh in eine bereitstehende Regionalbahn plumpsen. Der beschwingt sprechende Fahrer verkündete über Lautsprecher, dass er losfahren würde, sobald das Bahngleis freigegeben sei. Was dauerte. Erleichtertes Raunen beim ersten Ruckeln des Zuges: So einfach kann Freude sein!

Wir hielten Ausschau nach der nächsten einfahrenden S-Bahn

Beim Aussteigen hielten wir Ausschau nach der sicherlich gleich einfahrenden S4. Weit gefehlt! Es kam: nichts. Auch keine Infos. – Seit der Mehdornisierung dieses ehemals stolzen Staatsunternehmens wird bei der Bahn einfach alles schlechter, finde ich.
Meine Tochter schlief inzwischen im Stehen und ich habe mich irgendwann nur noch darüber gewundert, wie stoisch  die meisten Wartenden dieses Chaos hinnahmen. Bisher hatte es mich immer fasziniert und irritiert zugleich, wenn ich davon hörte, dass man sich in Afrika an die Straße stellte, wenn man wo hinfahren wollte, denn im Laufe des Tages käme dann schon mal ein Bus. ‑ Aber genauso schicksalsergeben dösten nun auch in Pasing die Leute auf dem Bahnsteig vor sich hin. Ein Hauch von Afrika also in Bayern!

Nach Hause kamen wir im Laufe der Nacht schließlich mit dem Taxi. Ganz schön teuer dafür, dass wir ja schon einen Fahrschein gelöst hatten.
Und die Folgen der Störung machten sich noch tags darauf bemerkbar: Vormittags hatte ich einen Zahnarzttermin. Als typische Mitteleuropäerin hatte ich meine Zeit so getaktet, dass ich mit dem Fahrrad durchaus pünktlich in der Praxis gewesen wäre. Das aber stand ja noch am Bahnhof. Logisch, dass ich zu Fuß zu spät kam.
Zwar muss man bei Ärzten oft lange warten, nicht jedoch bei Zahnärzten. Meiner hatte kurzentschlossen einen Notfall vorgezogen, dessen Behandlung sich leider als kompliziert erwies. Und so begann mein neuer Tag, wie der alte geendet hatte: mit warten. Aber als Neo-Afrikanerin bin ich das ja gewohnt.

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