Mission, „Nickneger“ und Geflüchtete

© Elisabeth Lang

Seit Dezember letzten Jahres ist auf dem Jexhof die Ausstellung „Hilfe für die Heiden. Übersee-Mission, Heimat und das Bild von Afrika (1887-1965)“ zu sehen. Der Untertitel steckt den inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen Rahmen treffend ab. Impulsgeber waren laut Museumsleiter Dr. Reinhard Jakob die „Nickneger“, die er schon länger in einem passenden Rahmen zeigen wollte. Nun bot sich ein Brückenschlag von der vorherigen Ausstellung „Flüchtlinge und ihre Habseligkeiten“ zur Mission an. Schließlich kommen viele Geflüchtete von heute aus den Kontinenten mit den Missionsgebieten von einst.

Was aber sind „Nickneger“? Dabei handelt es sich um Missionssammeldosen in Form von menschlichen Figuren, meist Schwarzafrikanern. Warf man eine Münze ein, bedankte sich die Figur dank eines eingebauten Pendels mit Kopfnicken. Häufig standen sie bei den Weihnachtskrippen in den Kirchen. Doch der Blick auf Afrika wandelte sich in den 1960er-Jahren mit dem Rückzug der europäischen Kolonialmächte und dem Zweiten Vatikanischen Konzil. In dieser Zeit begann man zunehmend, die „Nickneger“ durch andere Sammeldosen zu ersetzen.

Mission im Wandel

Die Ausstellung empfängt ihre Besucher mit einer großflächigen Fotografie, auf der ein Pater im weißen Missionarsgewand, mit langem Bart und Tropenhelm von afrikanischen Kindern über einen Fluss getragen wird. – Eine Schutzmaßnahme vor dem gefürchteten Schwarzwasserfieber, das hauptsächlich Europäer befiel. Sodann beleuchtet sie die Anfänge der Missionsarbeit und deren Veränderung. Mit zahlreichen Leihgaben aus dem Kloster St. Ottilien gibt sie Einblicke in die Lebenssituation der Missionare. Auf Bildern sind Klosterbrüder zu sehen, die Afrikaner bei handwerklichen Arbeiten anleiten, eine Buschkirche – doch auch ein Missionar, der stolz vor einem erlegten Elefanten posiert. Zudem zeigt sie die unterschiedlichen Interessen von Mission und Kolonialismus, aber auch deren Berührungspunkte. Und schließlich präsentiert sie exotische Figuren, Völkerschauen-Plakate und Kinderbücher, die ein Afrikabild zwischen Rassismus und romantischer Verklärung zeichnen.

Durch eine Guckkastenwand abgetrennt hat Ruth Strähuber die große Jexhof-Jahreskrippe aufgebaut. Insbesondere die Wüstenszene mit den Heiligen Drei Königen in ihren exotischen, prächtigen Gewändern und ihrem orientalischen Flair – und einem „Nickneger“ – stellen den Bezug zur Ausstellung her. Hingehen lohnt sich unbedingt!

Mehr zur Ausstellung und zum Jexhof unter http://www.jexhof.de/

Empfehlenswert ist auch ein Ausflug ins Missionsmuseum der Missionsbenediktiner in St. Ottilien. Mehr dazu unter http://www.erzabtei.de

 

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