Neulich haben mir die Schnecken in meinem Garten den guten alten Sokrates widerlegt. Falls das jetzt den Eindruck erweckt, dass diese Dauerfresser zu geistigen Höhenflügen in der Lage seien, dann täuscht das aber!
Dauer-Fresser? Haben Schnecken überhaupt Zähne? Ja, hab ich gerade gegoogelt. Und zwar über 40.000! Kein Wunder, dass sie so viel wegputzen können! Außerdem hab ich eben gelernt, dass sie zu den so genannten Urmündern gehören. Auch das hört sich ziemlich verfressen an: Ein Riesenschlund, der sich auftut und meinen Salat in einem tiefen Abgrund verschwinden lässt. – Ein Alptraum!
Schnecken: Sie denken nicht, sind aber trotzdem
Doch zurück zu Sokrates. Das ist nämlich so: An seinem berühmten Satz „Ich denke, also bin ich“ kommt man im Laufe seines Lebens ja wohl kaum vorbei. Er stimmt aber nicht. Und hier kommen meine Schnecken ins Spiel: Sie denken nicht, sind aber trotzdem. Und zwar in rauen – nein besser: schleimigen Mengen! Und sie können auch gar nicht denken, weil sie nämlich kein Gehirn haben. Auch das sagt mir mein schlauer Computer. Könnten sie darüber nachdenken, was sie in unseren gehätschelten Kleingärten alles anrichten, würde ihnen wohl schnell klar werden, dass sie nicht wirklich eine Daseinsberechtigung haben. Und sie würden auf der Stelle freiwillig verhungern. Das würde von klarem Verstand zeugen und von wahrer Größe! Haben sie aber beides nicht.
Schnecken als Müllabfuhr
Das mit dem fehlenden Gehirn war meiner Meinung nach keine gute Idee im Schöpfungsplan. Denn die Aufgabe von Schnecken bestünde ja vornehmlich darin, dafür zu sorgen, alles, was an Blättern so vor sich hingammelt, zu vertilgen. Müllabfuhr also. Aber der Plan ist schiefgelaufen: Statt welker Zucchiniblätter fressen die Viecher lieber die Zucchini selbst.
Schnecken werfen echt viele Fragen auf! So überlege ich zum Beispiel, ob Schnecken, wenn sie kein Gehirn haben, dann auch keine Schmerzen empfinden? Keine Ahnung. Und haben Schnecken eine Seele? Ebenfalls Fragezeichen. Aber das macht es auch so schwer, gegen sie vorzugehen!
Schnecken: aufgefressen von Cindy und Bert
Gibt es eine ethisch vertretbare Schneckenbeseitigungsmethode? Ertrinken lassen in einer Bierfalle? Wie grausam! Salzen? Undenkbar! Einer meiner Nachbarn hatte es mit einem indischen Laufentenpaar probiert, die auf die netten Namen Cindy und Bert hörten. Hat schon funktioniert, aber der Salat hat auch die Enten nicht überlebt …
Eines jedenfalls weiß ich ganz sicher: Schnecken haben kein Gewissen. Denn sonst würden sie sich nicht so erbarmungslos über alles zarte junge Grün hinwegfressen: Da habe ich Pantoffelblumen im Minigewächshaus vorgezogen, ehe ich sie höchst kunstvoll im Garten angeordnet habe – am nächsten Morgen waren sie alle weg, rücksichtslos aufgemampft von diesen räubernden Schleimschleudern.
Schnecken sind Schleimschleicher
Und ich weiß noch was: Sie haben keinerlei Anstand. Oder wie sonst ließe es sich erklären, dass neulich, nach einem heftigen Regenschauer, ein Exemplar an unserer Haustür hochkroch? Sie war schon beinahe auf Höhe des Türgriffs – ich mag mir gar nicht genauer ausmalen, wie es gewesen wäre, hätte sie ihn schon erklommen und ich … iiih!
Ein anderes Exemplar ihrer Gattung scheute sich nicht, mir ihren nackten Bauch auf dem Küchenfenster zu zeigen: Sie kroch von außen, ich schaute von innen. Vielleicht wollte sie sich ja einschleimen? Nicht bei mir! Ich fand ihre glitzernde Schleimspur im Gegenlicht beim Mittagessen einfach nur ekelig. Spätestens da habe ich mich für meine ganz persönliche Schnecken-Lösungsstrategie entschieden. Die möchte ich an dieser Stelle aber lieber nicht verraten.