88plus lautet das Motto meines Kalenders für 2023. Denn die jüngste der zwölf porträtierten Frauen feierte neulich ihren 88. Geburtstag, die älteste von ihnen wird zu Beginn des neuen Jahres 100 Jahre alt.
Sie stammen aus Fürstenfeldbruck, Mammendorf, Berlin, Ostpreußen oder sonst wo her und leb(t)en in verschiedenen Orten des Landkreises Fürstenfeldbruck. Sie arbeiteten als Bäuerin, Erzieherin, Hausfrau, Journalistin, Juristin oder in anderen Berufen. Die einen finden bzw. fanden ihre Erfüllung im Sport oder in der Kunst, die anderen beim Lesen oder in der Musik. Sie waren bzw. sind verheiratet, verwitwet oder ledig. Mit anderen Worten: Ihre Lebensgeschichten sind höchst verschieden. Was sie eint, ist dieselbe Zeitspanne, in die sie hineingeboren wurden, und damit verbunden die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg, die alle ihre Biografien beeinflusst haben.
Frauen 88plus: Geprägt durch NS-Zeit und Zweiten Weltkrieg
Da ist Hilde Danke, die als 16-jährige ihren Vater vor dem KZ Dachau bewahrte. Oder Christina Hojer, die sich vom BDM abwandte, als ihr bewusst wurde, wie sehr sie von den Nazis indoktriniert wurde. Da sind Antonie Ochmann, die froh war, dass sie nach ihrer Zwangsrekrutierung zum Reichsarbeitsdienst wenigstens nicht hungern musste, und Sr. Irmengard, die auch auf dem Land das Elend des Kriegs zu spüren bekam. Oder Magdalena Mayer, die in jungen Jahren die schwere Männerarbeit auf dem elterlichen Bauernhof übernehmen musste, als ihr Bruder im Krieg gefallen war. Da sind Irmgard Langewiesche und Gisela Fröhlich, deren Familien aus Berlin bzw. Hamburg flohen, nachdem die Städte ausgebombt worden waren, und Irmi Gmeinwieser, deren Familie nach der Bombardierung Münchens von Schwabing nach Riem ausweichen musste. Oder Renate Martin und Inge Ammon, die als junge Mädchen aus Königsberg vertrieben wurden, und Ursula Rohlfing, deren Familie vor der nahenden Roten Armee von Berlin nach Eckernförde floh.
Die Berlinerin Ursel Bräuning bekam den Schrecken einer Diktatur gleich zweimal zu spüren: Ein paar Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft gerieten sie und ihr Mann in Ost-Berlin ins Visier der Stasi und wurden für zwei Jahre in das berüchtigte Gefängnis Hohenschönhausen interniert. Über mehrere Etappen kamen die beiden schließlich nach Germering.
88plus: Eine Schnapszahl zum halbrunden Jubiläum
Im Lauf der Zeit hatte ich diese und andere interessante, im Landkreis Fürstenfeldbruck lebende Frauen 90 Jahre aufwärts kennengelernt, von ihnen gehört oder über sie gelesen. So entstand die Idee zum Motto 90plus für den aktuellen Kalender. Doch auf Nachfrage wollten nicht alle von ihnen mitmachen. Und weil es mir wichtig war, ein möglichst breites Spektrum an Frauen zu präsentieren, wollte ich auch gerne eine der Schwestern aus dem Brucker Theresianum vorstellen. Da die älteste von ihnen, Sr. Irmengard, vor ein paar Tagen „erst“ 88 Jahre geworden ist, heißt das Motto nun eben 88plus. Auch eine schöne Zahl, die als Schnapszahl zudem zu meinem halbrunden Kalender-Jubiläum passt – schließlich ist der Kalender 2023 der fünfte! 60 Frauen mit Bezug zum Landkreis Fürstenfeldbruck sind es demnach inzwischen, die ich in den letzten Jahren den interessierten Leserinnen und Lesern vorgestellt habe.
Bereits zum dritten mal hat ihn Ruth Strähhuber gestaltet – ihre Oma Tina ist übrigens die ältetste der zwölf diesmal porträtierten Frauen: Am 2. Januar 2023 feiert sie ihren 100. Geburtstag.
Der Kalender kostet 16,50 Euro, ist in allen Buchhandlungen im Landkreis Fürstenfeldbruck, im Museum Fürstenfeldbruck, im Bauernhofmuseum Jexhof, im Klosterladen St. Ottilien sowie über meine Website erhältlich.